Die Idee
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Kifle Tondo und seine Frau Hareg stammen aus Äthiopien. Sie kamen 1982 nach Deutschland um zu studieren. Kifle Tondo absolvierte ein Medizinstudium an der Universität zu Köln und entschied sich dann für das Fachgebiet der Chirurgie. Er schloß seine Facharztweiterbildung auf dem Gebiet der Herzchirurgie in Göttingen ab. Seit 2001 ist er am Städtischen Klinikum Braunschweig in der Klinik für Herz-Thorax- und Gefäßchirurgie tätig.
Im Jahre 2001 erzählte Dr. Kifle Tondo auf der herzchirurgischen Intensivstation von seinem Engagement in seinem Heimatland Äthiopien. Sein Einsatz vor Ort gilt dem medizinischen Bereich sowie dem Umweltschutz. Dr. Kifle Tondo organisierte damals die Durchführung von einzelnen Herzoperationen äthiopischer Kinder in Deutschland, welche an erheblichen Herzklappenerkrankungen litten. Er wollte jedoch nicht nur einzelnen Kindern helfen, sondern die Entwicklung im Lande anstoßen, da Herzerkrankungen von Kindern weder ein Einzelproblem, noch eine "Luxuserkrankung" darstellen.
Äthiopien liegt im östlichen Afrika in Äquatornähe am Horn von Afrika. Im gesamten Land gab es 2001 kein Krankenhaus mit der Möglichkeit der Durchführung herzchirurgischer Operationen.
An diesem Gespräch war auch Cornelia Schollbach beteiligt, welche interessiert zuhörte. Cornelia Schollbach ist Intensivpflegekraft auf der Intensivstation der Klinik für Herz-Thorax und Gefäßchirurgie am Städtischen Klinikum in Braunschweig..
Sie sagte, ob es nicht möglich wäre, ein vollständiges Team mit Ärzten, Kardiotechnikern und Pflegekräften sowie allen erforderlichen medizinischen Geräten nach Addis Abeba zu bringen, um diese Operationen vor Ort durchzuführen.

Die Idee zu unserem Projekt Heart for Ethiopia war geboren.

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Hintergrund
Zahlen und Daten

Äthiopien ist mit einer Gesamtfläche von ca. 1.300.00 km² rund dreimal größer als Deutschland (360.000 km²). In Äthiopien leben 78.254.000 Einwohner, dies bedeutet eine Bevölkerungsdichte von 72 Einwohnern pro km². In Deutschland teilen sich die ca. 82.000.000 Einwohner auf jeweils 230 Einwohner pro km² auf.
Die Bevölkerungsdemographie zeigt, dass nur rund 16% der Bevölkerung Äthiopiens in Städten lebt (Deutschland 88%). 43% der äthiopischen Menschen sind unter 15 Jahre alt und nur 3% über 65 Jahre alt. 2009 liegt die mittlere Lebenserwartung äthiopischer Frauen bei 51 Jahren (Deutschland 82 Jahre) und der Männer bei 48 Jahren (Deutschland 77 Jahre).
Die Gründe hierfür sind vielschichtig, ein sicher gewichtiger Grund liegt in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung.
Warum müssen wir helfen?

Das Ziel unseres Projektes ist es, die Folgen einer in Äthiopien weit verbreiteten bakteriellen Infektionskrankheit, welche zu schweren Herzklappenerkrankungen führt, zu beheben.
Hierbei handelt es sich um eine Streptokokkeninfektion. Streptokokken sind rundliche, meist kettenförmig ausgebildete Bakterien, welche z.B. auf der Hautoberfläche des Menschen oder in der Mundhöhle vorkommen und hier zur normalen Besiedelung gehören. Sie können aber auch leichte und schwerwiegende Infektionskrankheiten auslösen. Eines dieser Krankheitsbilder ist die Rachenmandelentzündung oder Angina tonsillaris. Wenn der Immunschutz des Körpers geschwächt ist, können sich diese Streptokokken explosionsartig im lymphatischen Rachenring vermehren und eine Angina tonsillaris auslösen. Die Behandlung erfolgt bei uns in Deutschland erfolgreich mit dem Antibiotikum Penicillin, welches 1929 von Alexander Fleming entdeckt wurde. In Äthiopien erkranken ca. 15% der Kinder zwischen 5 und 15 Jahren immer wieder an dieser Angina tonsillaris. Nicht behandelte und immer wieder kehrende Infektionen der Rachenmandeln mit Streptokokken führen in anderen Organsystemen zu Spätfolgen, welche als Rheumatisches Fieber bezeichnet wird. Hier sind vor allem das Herz, Gehirn und die Nieren betroffen. Verantwortlich für diese Folgekrankheiten ist das PARF ( Peptid assoziiert mit Rheumatischem Fieber). Es handelt sich um einen kleinen Abschnitt auf der Eiweißoberfläche der Streptokokkenbakterien. Bakterien mit dieser PARF Oberflächenstruktur haften sich an das Kollagen, einem körpereigenen Bindegewebe und zerstören dieses. Herzklappen bestehen aus diesem Kollagen und es kommt also infolge einer Streptokokkeninfektion zu schwerwiegenden Herzklappenerkrankungen.
Die Pumpfunktion des Herzens ist erheblich beeinträchtigt und die betroffenen Kinder sind nicht belastbar. Jede kleine Anstrengung führt zu Luftnot und zwingt zu Ruhepausen. Ein normales Leben ist nicht möglich und die Lebenserwartung ist extrem verkürzt.
Was können wir tun?

Hier hilft nunmehr nur noch der Ersatz dieser zerstörten Herzklappen durch künstliche Herzklappen. Für diesen operativen Eingriff ist die Eröffnung des Herzens erforderlich, um die destruierten Klappen zu entfernen und die künstlichen Klappen zu implantieren. Während dieser Zeit übernimmt eine Herz-Lungen-Maschine die Pumpfunktion des Herzens, da der Körper weiterhin mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden muss. Gleichzeitig entfernt die Herz-Lungen-Maschine das schädliche Kohlendioxid aus dem Blut und reichert das Blut mit Sauerstoff an.
Für diese Operation und die intensivmedizinische Behandlung nach der Operation braucht es ein spezialisiertes Team an Mitarbeitern. Das Team besteht nicht nur aus Ärzten (Herzchirurgen und Herzanästhesisten) und speziellen Technikern (Kardiotechnik), sondern auch aus Operations- sowie Narkosepflegepersonal und vor allem aus Intensivmedizinern und Intensivpflegepersonal. Ein guter Teamgeist ist hierbei Garant für den Erfolg des Projektes.

Weiterhin erforderlich ist ein umfangreiches medizinisches Equipment zur Ausrüstung des Operationssaales einschließlich der Herz-Lungen-Maschine sowie der Intensivstation.
Von der ersten Idee für dieses Projekt bis zum ersten Einsatz 2004 im Black Lion Hospital Addis Abeba vergingen 2 Jahre mit insgesamt 28 Teamtreffen. Es wurde nach Besprechung der grundlegenden Struktur und Organisation an die Detailplanung gegangen. Wir haben uns vorgenommen, pro Einsatz in Äthiopien jeweils 20 Kinder und Jugendliche zu operieren.
Weitere Informationen zu den einzelnen Projekten in den Jahren 2004, 2007 und 2009 erfahren Sie
hier.